OperationsExplorer: Perspektiven eines „Medical-Data-Driven-Journalism“
Vor gut einem Jahr hat Volker Stollorz zur Qualität von Lebertransplantationen in Deutschland recherchiert. Das Thema ist doch wie geschaffen für eine datenjournalistische Aufbereitung, dachte er. Gelungen ist ihm das nicht. Seine Ernüchterung im Umgang mit datenjournalistischen Friedhöfen und all dem Schrott, was Kliniken und Institutionen der sog. Qualitätssicherung zur Verfügung stellen, hat er in einem unbedingt lesenswerten Werkstatt-Bericht für das WPK-Quarterly aufgeschrieben.
Dennoch ist für Volker Stollorz klar: es gibt keine Alternative zu einem empiriegestützten Gesundheits- und Medizinjournalismus. Einzelfälle, individuelle Krankengeschichten und -schicksale sind gut und recht, aber es steckt System dahinter. Und um dieses zu erkennen, um Schwachstellen des Gesundheitssystems und der medizinischen Versorgung zu identifizieren und für mehr Transparenz zu sorgen, braucht es einen „Medical-Data-Driven Journalism“.
OperationsExplorer: Neue Einblicke und Recherchemöglichkeiten für Medizin- und Gesundheitsjournalisten
Ein wirklich spannendes Werkzeug dazu wird auf dem OnlineCamp vorgestellt. Der sog. „OperationsExplorer“ bietet erstmals eine Möglichkeit zur Recherche in kompletten Datensätzen des statistischen Bundesamts mit Krankenhausdaten zu stationären Diagnosen sowie Operationen und Prozeduren. So werden Abfragen der Häufigkeit einer Diagnose nach Alter, Geschlecht oder Jahr ermöglicht. Der OperationsExplorer erstellt automatisch standardisierte Karten, anhand derer man echte regionale Signale und Trends in Kreisen von zufälligen Häufungen unterscheiden kann.
Im Rahmen des OnlineCamps wird Meik Bittkowski (der am Heidelberger Institut für Theoretische Studien, HITS, für die Programmierung zuständig ist) den OperationsExplorer präsentieren. Volker Stollorz (@stollovo) wird anschließend an einigen Beispielen zeigen, was der Operations-Explorer (der sich aktuell noch in einem Beta-Stadium befindet) heute schon kann.
Link:
- Volker Stollorz: Datenfriedhöfe in der Medizin. Ein Rundgang, WPK-Quarterly 01/2013